13. November 2025 - KI

Warum Google KI-Rechenzentren im Weltall plant

Google plant KI-Rechenzentren im Weltall, um den enormen Energiehunger künstlicher Intelligenz nachhaltig zu decken.

Warum Google KI-Rechenzentren im Weltall plant

Künstliche Intelligenz ist heute allgegenwärtig und unterstützt dich bei E-Mails, schlägt Texte vor und macht Arbeitsprozesse effizienter. Doch diese Technologie hat einen enormen Energiehunger, der immer größer wird. Das Training großer KI-Modelle verbraucht so viel Strom wie hundert US-Haushalte in einem Jahr. Die Rechenzentren dahinter verursachen inzwischen zwei bis vier Prozent der weltweiten CO2-Emissionen, etwa so viel wie der gesamte Flugverkehr. Da der Energiebedarf von KI in den nächsten Jahren stark steigen wird, suchen Technologiekonzerne nach radikalen neuen Lösungen. Eine davon lautet, Rechenzentren nicht mehr auf der Erde, sondern im Weltall zu betreiben.

Die Herausforderung mit irdischen Rechenzentren

Rechenzentren auf der Erde sind an viele Beschränkungen gebunden und brauchen enorme Mengen Strom. Sie müssen gekühlt werden, oft mit Wasser, und hängen an der lokalen Infrastruktur. Große KI-Modelle verbrauchen viel Energie und bringen Kühlung und Netzkapazitäten an ihre Grenzen. Selbst wenn Unternehmen wie Google oder Microsoft neue Atomkraftwerke bauen oder auf erneuerbare Energien setzen, wird das später nicht ausreichen. Der Bedarf steigt einfach zu schnell.

Deshalb hat Google im November 2025 ein futuristisches Projekt vorgestellt namens Suncatcher. Die Idee dahinter ist, kleine Satelliten mit speziellen KI-Chips ins All zu schicken. Diese Tensor Processing Units, kurz TPUs, sind für maschinelles Lernen entwickelt worden. Die Satelliten sollen über Solarpanels mit Strom versorgt werden und in einer Umlaufbahn fliegen, in der sie ständig Sonnenlicht erhalten. So entstehen quasi solarbetriebene Rechenzentren im Vakuum des Weltalls.

Wie funktionieren die Weltraumsatelliten technisch?

Die Satelliten sollen in einer sogenannten dawn-dusk Umlaufbahn kreisen, das heißt, sie sind fast dauerhaft im Sonnenlicht. Anders als Systeme auf der Erde, die nachts ausfallen oder weniger effizient arbeiten. Das erlaubt eine wesentlich effizientere Stromversorgung, denn Solarpanels im All können bis zu achtmal mehr Energie produzieren als auf der Erde. Mit dieser Energie laufen die spezialisierten KI-Chips, die besonders für maschinelles Lernen entwickelt wurden.

Über die Kommunikation untereinander und zur Erde sorgt eine clevere Technologie namens optische Freiraumkommunikation. Hierbei tauschen die Satelliten Daten mit Lichtsignalen aus, ähnlich wie Laserlicht funktioniert. Das ermöglicht besonders schnelle Datenübertragung mit sehr hohen Bandbreiten und geringer Latenz. Genau das brauchen KI-Anwendungen, die große Datenmengen verarbeiten.

Die großen technischen Hürden und Lösungen

Das Leben im Weltall ist nicht einfach, das gilt auch für Satelliten. Sie erzeugen große Hitze, die im All aber nicht einfach durch Luft abgeleitet werden kann. Es gibt ja Vakuum dort oben. Deshalb müssen die Geräte ihre Wärme durch spezielle Strahlungsflächen ins All abstrahlen. Ein komplexes und aufwändiges Kühlsystem, an dem Google intensiv arbeitet.

Ein weiterer Knackpunkt ist die Weltraumstrahlung, die normalerweise Elektronik beschädigt. Google hat deswegen seine TPU-Chips in Testanlagen künstlicher Strahlung ausgesetzt. Überraschenderweise zeigten die Chips dabei keine dauerhaften Schäden. Das beweist, dass die Technologie für den Einsatz im Weltall geeignet ist.

Was bedeutet das für unsere Gesellschaft?

Project Suncatcher ist noch weit entfernt von der Serienreife, die ersten Prototypen sollen 2027 starten. Doch diese Technologie könnte unsere Art der Datenverarbeitung revolutionieren. Für dich als Nutzerin oder Nutzer könnten KI-Dienste damit schneller und umweltfreundlicher werden. Das klingt erstmal gut.

Gleichzeitig birgt das Projekt auch Risiken, die du kennen solltest. Der Start von Raketen verursacht CO2-Emissionen. Zudem wächst das Problem der Weltraumtrümmer, wenn Tausende Satelliten dauerhaft im Orbit kreisen. Diese könnten andere Satelliten beschädigen und langfristig das Weltall verseuchen.

Wer macht noch mit im Wettlauf ins All?

Google ist nicht allein in diesem Rennen. China verfolgt mit seinem Plan, 2.800 KI-Satelliten in den Orbit zu bringen, eine der größten Raumfahrt-Initiativen überhaupt. Das soll eine enorme Rechenleistung ermöglichen. NVIDIAs Partnerstartup Starcloud plant ebenfalls KI-Chips im All, und auch Microsoft arbeitet mit Azure Space an cloud- und satelittenbasierten Lösungen für abgelegene Gebiete. Der Wettlauf um das KI-Rechenzentrum im All ist global und eröffnet neue Chancen und Fragen.

Wie geht es weiter?

Mit dem Start der ersten Prototypen Anfang 2027 wird sich zeigen, wie alltagstauglich die Idee ist. Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Die Energie- und Kühlungsprobleme sind komplex, und Startkosten sowie Regulationsfragen bleiben große Herausforderungen. Trotzdem markiert Suncatcher einen mutigen Schritt, der zeigt, wie sehr KI und Nachhaltigkeit im Jahr 2025 miteinander verbunden sind.

Wenn wir über Technologie von morgen sprechen, betrifft das auch die Arbeitswelt von heute. Es lohnt sich, die Entwicklungen zu verfolgen. Denn der Schritt vom Serverraum im Keller zum Rechenzentrum im All könnte die digitale Infrastruktur, mit der wir täglich arbeiten, komplett verändern.

13.11.2025, Matteo Grappasonno